Kirgisistan
Anna:
Es dauerte nicht lange bis wir Kirgistans Hauptstadt Bischkek erreichten. Hier beantragten wir unser nächstes Visum für Kasachstan (da fahren wir nach Usbekistan noch einmal durch) und nutzten die Zeit zum Wandern im Nationalpark Ala-Artscha, im Süden Bischkeks.
Bis wir wieder zurück waren, kam auch Andrew im „Nomads Home“ an und so verbrachten wir noch einmal ein paar Tage Zelt an Zelt.
Bischkek ist mit Almaty vergleichbar was die Stadtplanung angeht. Die Strassen sind weit und es gibt viele Grünstreifen, Parks, Spielplätze und Sowjetbauten. Was ich sehr amüsant fand, war die Entdeckung, dass die Lenkräder der Autos mal auf der rechten und mal auf der linken Seite sind! Trotzdem halten sich alle an den Rechtsverkehr.
Von Bischkek gings weiter nach Balykchy, an den Ysyk-Köl. Mit 6236km² Fläche ist dies ist der zweitgrösste Gebirgssee der Erde (nach dem Titicaca-See in Südamerika) und friert auch im Winter nicht zu!
Wir verbrachten nur eine Nacht dort und fuhren dann weiter zum Song-Köl. Dieser Gebirgssee ist nur über Pisten zu erreichen. Der Weg dorthin war beschwerlich aber auch hier fehlten witzige Begegnungen nicht.
2 Kirgisen versuchten uns ihr Kartenspiel beizubringen (vergebens) und liessen uns ihre Pferde reiten, die sich aber zu ihrer und unserer Belustigung nur 3m weit bewegten. Wir stiegen dann wieder auf unsere Drahtesel um, die haben wir wenigstens unter Kontrolle…
Obwohl schon viele Hirten ihre Herden von den Bergen abgetrieben haben oder gerade dabei waren, befanden sich noch Jurten am See. Bevor wir uns dazu gesellten, gingen wir uns aber noch im See waschen.
Der nächste Tag war geprägt von Regenschauern und wir verbrachten die meiste Zeit im Zelt und ums Zelt herum. Das war ein richtiger Rasttag sozusagen. Der war auch nötig, um die nächsten Passstrassen nach Naryn zu bewältigen.
Nachdem wir uns in Naryn neu mit Essen eindeckten ging die Bergtour weiter. 2 weitere 3000der Pässe und mehr und weniger kleine Hügel überwindeten wir, bis wir in Jalal-Abat ankamen von wo aus es über Özgön nach Osh quasi nur noch bergab ging.
Stolz lässt sich noch hinzufügen, dass wir allen Mitfahrangeboten stand gehalten haben die uns auf den Passstrassen angeboten wurden
Christian:
Wir durften den Kirgisischen Nationalfeiertag in Bischkek miterleben. Da wir an diesem Tag unsere Visa auf der Kasachischen Botschaft beantragten, hatten wir leider nicht ganz so viel Zeit um alles zu beobachten. Es gab eine Bühne mit traditionellen Darbietungen im Zentrum, Pferdespiele (ähnlich Polo nur, dass man ein totes Schaf in das gegnerische Tor bringen musste) und den Vergnügungspark auf der Strasse. Hier waren sehr interessante Stände dabei. Wer kann am längsten an der drehbaren Klimmzugstange hängen, wie fest kannst du auf ein Boxkissen schlagen, mach ein Bild mit deiner Familie vor einer wunderschön kitschigen Wand zum Nationalfeiertag.
Nach 8 Tagen in Bischkek radelten wir dann los zu einer wahren Bergetappe. Zwischen Bischkek – Naryn und Jalal-Abad hatten wir 5 Pässe um die 3000Hm zu nehmen und bei keinem gab es asphaltierte Strassen. Mehr als 50% der Strecke legten wir auf Kiesstrassen zurück, welche uns manchmal 10 bis 12 km/h erlaubten aber des öfteren uns doch auf 5-7 km/h bremsten. Dies gilt auch für die Abfahrten nach den Pässen. Es passierte auch das erste mal, dass wir Teilstücke schieben mussten da sie zu steil waren um diese zu radeln. Dafür wurden wir mit umwerfender Bergwelt und Tiererlebnissen belohnt. Man sah täglich Greifvögel über uns kreisen oder uns auch mal über mehrere Kilometer folgen. Beim Wandern sahen wir des öfteren Steinböcke und einmal durchquerten sie am Abend auch unseren Zeltplatz.
In den Städten ist immer die architektonische Handschrift der Sowjetunion zu erkennen. Es war für uns manchmal wie eine Zeitreise, vor allem wenn wir in einem Hotel übernachteten. Hier sah es so aus, als hätte sich hier seit Jahrzehnten nichts verändert. Wunderschöne alte Blumentapeten, alte Kronleuchter, Fernsehsessel die wahrscheinlich noch aus den 60er waren, alte Holzböden, Holzfenster an denen der Lack abblättert, das alte kleine Kaffee im Eingangsbereich, usw. Wie gesagt es war für uns wie eine kleine Zeitreise. Die meiste Zeit verbrachten wir aber ganz klar in unserem Zelt, denn für uns war Kirgistan das Land der besten Zeltplätze. Wir konnten oft einen geschützten Platz in der Nähe von Flüssen auf Wiesen finden. Dazu gab es noch eine umwerfende Aussicht.
Die Kirgiesen sind ein sehr nettes und freundliches Volk. Man hat täglich viele schöne Begegnungen, wird zum Kaffee eingeladen und bekommt des öfteren auch mal was geschenkt (z.B.Kaltgetränke, Trauben oder Käse). Irgendwie reist man nach so viel guten Erfahrungen mit ein wenig mehr Wehmut in das nächste Land, welches noch sehr stark nach den Sowjetischen Regeln von Planwirtschaft und Staatskontrolle geführt wird. Wir werden sehen was uns die nächsten Wochen so an Erfahrungen bringt und evtl. reisen wir mit dem selben Gefühl in das nächste Land weiter.
PS: Anbei noch das Postkartenmotiv des letzten Bildes unseres letzten Berichtes. Ihr erinnert euch vielleicht. Es ging um das Bild mit den Bergen welche man kaum sehen konnte.