Usbekistan
Christian:
Vor dem Grenzübergang zwischen Kirgistan und Usbekistan (Osh) stehen Menschenmassen und einige sehen so aus als hätten sie hier schon übernachtet. Während den ersten 15 Minuten Warten werden 5 Personen durch das Tor gelassen, bei den LKW´s geht gar nichts vorwärts. Glücklicherweise macht der eine Wachsoldat uns (2 Radler und 2 Rucksackreisende) als Touristen aus und wir werden direkt vor gelassen und dürfen die Kirgisische Grenzabfertigung durchlaufen, was sehr schnell und unproblematisch verläuft. Er kontrolliert ob wir ein gültiges Visum für Usbekistan haben, prüft wie lange wir im Land waren und drückt uns einen Stempel in den Pass. An der Usbekischen Grenzstelle dauert dies etwas länger. Hier müssen wir unsere Einreisedokumente in doppelter Ausführung ausfüllen. Hierbei geht es vor allem um die Belehrung was wir nicht einführen dürfen, um unser Bargeld, sowie unsere Wertsachen. Nach einer kurzen Prüfung durch den Beamten, werden ein paar Daten in den Computer eingegeben, der Zettel mit 4 Stempeln und einigen kryptischen Kreisen versehen und wir dürfen weiter zur Handgepäck Kontrolle.
Ein Zettel bleibt beim Grenzbeamten und den Anderen müssen wir bei der Ausreise an der Grenze vorlegen. Von 2 anderen Radlern hatten wir schon ein paar Tipps bekommen, was man bei der Ausreise auf keinen Fall machen sollte. Die Beiden hatten folgende Fehler gemacht und dadurch etwas Schwierigkeiten bekommen. Sie konnten das Land dann aber doch ohne Strafen verlassen.
Tipp1: Wenn du bei der Einreise z.B. Elektronikartikel oder Geld nicht angibst, solltest du bei der Ausreise keine kalten Füße bekommen und den Zettel dann richtig ausfüllen. Sonst hast du nämlich Abweichungen in deiner Dokumentation.
Tipp2: Hebe an den 2-3 Bankautomaten des Landes nicht mehr Geld ab als du im Land ausgibst. Denn sonst führst du mehr Geld aus als ein.
Bei der Handgepäckkontrolle muss ich noch kurz mein GPS-Gerät vorführen. Ich zeige dem Grenzbeamten wie meine “Elektrische Karte“ funktioniert und als er seine Heimatstadt darauf erkennt, ist für ihn alles klar. Ich dachte schon jetzt gibt’s Ärger, da manche Länder etwas paranoid auf solche Geräte reagieren, der Beamte war aber anscheinend nur an der Funktionalität interessiert. In China dürfen z.B. keine Kameras mit GPS-Funktion verkauft werden. Deshalb ist Annas neue Kamera die Power Shot S100 V ohne GPS. Unsere Fahrräder rollen wieder einmal ohne eine Gepäckkontrolle über eine Grenze.
Unser erster Eindruck im Land (Fergana-Tal) erinnert uns sehr stark an den Iran. Wir werden an jeder Ecke sehr freundlich gegrüßt, werden zum Essen eingeladen und bekommen innerhalb der ersten 24 Stunden weit mehr Essen geschenkt als wir in dieser Zeit konsumieren können.
Es vergeht in Usbekistan kein Tag an dem wir nicht zumindest einmal unseren Pass zeigen müssen. Und wenn es nur für die Registrierung im Hotel ist. Hier gibt es Unmengen an Informationen und Theorien wie damit umzugehen ist. Die Strikteste haben wir von der Deutschen Botschaft erhalten, welche besagt, dass man sich nach den ersten 72 Stunden täglich registrieren muss. Die Lockerste hörten wir von einem Usbekischen Reiseleiter, welcher mit einer deutschen Gruppe unterwegs war. Er sagte, es wäre nur die Registrierung 72 Stunden vor Ausreise wichtig. Wir haben auch einen Tipp aus der Praxis von 2 französischen Radlern bekommen (sie waren mal eine Gruppe von 7):
Auch wenn die Polizei die genaue Regelung nicht kannte war ihnen eine Registrierung in 8 Tagen zu wenig. Die 5 Freunde der 2 Radler hatten die Wahl zwischen:
- 1000$ Strafe
- Deportation
- sofortige Ausreise nach Kirgistan
Die 5 Freunde entschieden sich für die Ausreise nach Kirgistan. Unser Umgang mit der Registrierung lag irgendwo zwischen den beiden Realisierungen (Deutsche Botschaft und Reiseleiter). Wir konnten bei der Ausreise 10 Registrierungen in 28Tagen vorweisen. Bei der Ausreise interessierte sich aber kein Mensch für die wunderschönen Registrierungsscheine. Uns scheint es, dass es der Regierung nur darum geht Lizenzen an Hotels zu vergeben. Diese sogenannten „Touristen-Hotels“ verlangen dann horrende Preise. Ab und an wird ein Exempel mit ein paar Reisenden durchgeführt, welche des Landes verwiesen werden oder eine Strafe bekommen. Wie sagte mein Usbekischer Bekannter Ulugbeck: „Unsere Regierung liebt Dollar!“
Vom Fergana-Tal aus ging es dann nach Tashkent, weiter nach Samarkand und Bukhara. Die letzten beiden Städte sind sozusagen mit die Kulturellen Hochburgen des Landes, da sie an der alten Seidenstrasse liegen. Für uns wirken sie aber eher wie neue Museumskomplexe. An jeder Ecke wird Touristenkram verkauft und man ist schon sehr auf Geld fixiert. Wenn man direkt aus Deutschland kommt, mag das Ganze schon beeindruckend sein. Wir haben es aber mit unsere Reise im Iran verglichen und hier muss man ganz klar sagen, dass der Iran in allen Bereichen sticht. Dort ist alles mit Leben erfüllt, die Gebäude sind richtig eingebettet ins tägliche Leben. Es ist nicht “vertouristisiert“ mit Shops in jeder Nische, welche die selben Artikel verkaufen und man kann klar unterscheiden was alt oder neu restauriert ist. Wobei man gerade Bukhara lassen muss, dass man hinter den Fassaden der Hauptplätze noch viel alte und schöne Bausubstanz findet.
Von Bukhara ging es dann über eine kurze Wüstenetappe von 300km weiter nach Urgench und Nukus. Das Savitsky Karakalpakstan Museum in Nukus, ist für mich einer der Höhepunkte in Usbekistan. Das Museum ist auf einem außerordentlich hohen Niveau, die Stimmung und das Arrangement passen sehr gut. Hier wird die Kultur, sowie die Handwerkskunst der Region präsentiert. Darüber hinaus sammelte Savitsky in der Zeit der Sovietunion viele Bilder und Skulpturen, welche nicht den Vorgaben der Regierung entsprachen. Bilder aus dem Museum können wir euch leider nicht zeigen, da eine Lizenz zum Photographieren 50.000Com gekostet hätte, was selbst mit dem Wechselkurs vom Schwarzmarkt noch knapp 16€ wären.
Anna:
Für mich sind die ersten Tage in einem neuen Land immer wieder spannend und tragen entscheidend zum Gesamteindruck bei.
Wie werden die Menschen sein, wie kommen wir an Geld, wie oft werden wir von der Polizei kontrolliert werden, wem kann man trauen? Nachdem wir gleich am ersten Tag in der Mittagspause herzlich empfangen und eingeladen wurden war ich schonmal positiv eingestimmt.
Zum Glück konnten die Jungs Englisch. Mein Russisch reicht um zu sagen wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir fahren, aber für eine Unterhaltung reicht es nicht.
In Margilan besuchten wir die Seidenfabrik. Hier werden noch die traditionellen Methoden verwendet um Seide herzustellen und zu färben. Was für ein Aufwand!
Am Basar tauschten wir zum ersten Mal Dollar in die Landeswährung Com um. Vorm Eingang standen die Kerle mit Sporttaschen voller Geld, was allein schon ein seltsames Bild abgab. Dann war da noch die Polizei nicht weit weg, was die Situation für uns zusätzlich recht ungemütlich machte. Aber anscheinend ist das der normale Alltag hier. „change Dollar, chance Dollar – how much mister?“ 50 – das reicht erstmal…
Über Kokand radelten wir nach Tashkent. Unterwegs gabelten wir Andrew auf, der von einem anderen Grenzübergang nach Usbekistan kam. Wir überquerten gemeinsam den einzigen Berg der in Usbekistan für uns zu meistern war, die restliche Strecke ist sogut wie flach. Kurz vor Tashkent mussten wir eine Zwangspause einlegen, da plötzlich etwas laut klackerte. Ich blieb sofort stehen und konnte kaum glauben was in meinem Hinterreifen steckte:
Durchschuss! Das war der Beginn einer ansehnlichen Pannenserie…
Wir blieben 3 Nächte in Tashkent ehe wir uns von Andrew verabschiedeten und dafür Hannes als neuen Gefährten aufnahmen. Er war frisch aus Deutschland eingeflogen um 2 Wochen durch Usbekistan zu radeln. Dank Hannes konnten wir mehr als Namen und Familienstand von den Einheimischen erfahren, da er perfekt Russisch spricht. Diverse Einladungen wären nur halb so interessant gewesen und auch für die Hotelpreisverhandlungen waren seine Sprachkenntnisse sehr nützlich.
Die usbekische Landschaft ist geprägt von Polizei, Baumwollfeldern und später von Wüste. Leider wurde uns die Zeit zu knapp um das letzte Stück von Kungrad über die Grenze zu radeln. Es war allerdings auch ein Erlebnis mit dem Zug zu fahren! Zahnbürsten, Socken, Cd´s und natürlich Essen – es wurde alles angeboten was man so brauchen könnte.
Die Polizei war präsent, aber darauf waren wir schon eingestellt und hatten nirgends Probleme. Dennoch ist es das erste Land über das wir sagen:“da müssen wir so schnell nicht mehr her.“