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Pedal-Packing

Christian/Anna:

Wie ihr im letzten Bericht ja schon mitbekommen habt, war der Stahlstift der Beginn einer Pannenserie, welche sich durch die naechsten Laender zog. Anbei ein kurzer Log hierzu:

Ueber die ganzen Platten (mindestens 10 Flicken) und den Einsatz unseres Ersatzmantels (welcher jetzt auf Annas Hinterrad laeuft) sehen wir mal hinweg.

Cartoon

Cartoon

Mittwoch:
30 km vor Kungrad verliert mein Hinterrad Luft …  um das Ventil herum sind Risse, die nicht zu flicken sind. Also kommt unser Ersatzschlauch (welcher vom Stahlstift durchbohrt wurde) zum Einsatz. Wir nannten diesen nur noch Notfallschlauch, da er nur noch ca. 2,5 bar Druck halten konnte, sonst gingen die Flicken ueber dem grossen Loch ab. Ansonsten fahren wir mit 4 bar. Somit hatten wir keinen Ersatzreifen mehr und fuhren mit einem halb platten Rad weiter nach Kungrad. Auf unseren Usbekistan-Visa waren zu diesem Zeitpunkt noch 3 Tage uebrig und wir hatten noch unbesiedelte 330km bis zur Grenze vor uns. Bei unserem Stop in Kungrad gibt es kein vernueftiges Material. Nur schlechte Reifen aus russischer Produktion mit Autoventil. Da wir Franzoesische Ventile haben passen die Autoventile nicht durch meine Felge. Deshalb entscheiden wir uns mit dem Zug nach Beyneu (erste Stadt in Kasachstan) zu fahren.

Donnerstag:
Wir nahmen den Zug am naechstan Morgen und kamen in der naechstan Nacht in Beyneu an. Es war schwer eine Schlafmoeglichkeit zu finden. Zum Glueck unterstuetzte uns ein LKW-Fahrer und wir durften in einem Hotel-Gang unsere Matratzen ausbreiten und umsonst uebernachten.

Freitag:
Am naechsten Morgen sind wir gleich zur Imigrations-Polizei geafhren, um die in Kasachstan notwendige Registrierung durchzufuehren. Man muss dies innerhalb von 5 Tagen tun, sonst gibts pro Person bei der Ausreise eine Strafe von 100$. Dank der deutschen Botschaft in Kasachstan wussten wir, dass es in Beyneu eine solche gibt. Die Kasachische Botschaft hat auf unsere Anfrage nicht mal reagiert (So heisst man Besucher willkommen). Ungluecklicherweise durfte der arme Beamte selbst nach 2 Telefonaten mit seinem Vorgesetzten uns nicht den Stempel auf das Dokument druecken. Er darf dies nur fuer Usbeken und Turkmenen, aber nicht fuer Deutsche und Oesterreicher. Wir sollten doch nach Aktau, immerhin haben wir noch 3 1/2 Tage Zeit. Ja genau wir haben noch 3 1/2 Tage Zeit und 480km vor uns. Von anderen Radlern wissen wir, dass sie 8-10 Tage fuer diese Strecke gebraucht haben, da die Strasse quasi nicht existiert.  Somit war klar, wir muessen noch einmal den Zug nehmen. An diesem Punkt fingen wir an uns wie Rucksackreisende mit einem Fahrrad (Backpacker with a bicycle) zu fuehlen. Wir bekamen den Nachtzug, haben ca. 1 Stunde mit dem Schaffner diskutiert welcher extra Geld fuer unsere Raeder wollte und kamen um 05:00 morgens in Aktau an.

Samstag:
Wir packten gleich unsere Fahrraeder, verabschiedeten uns vom Schaffner und fuhren in die Stadt. Um 09:00 haben wir dann gleich die Imigrations-Polizei besucht um den magischen Stempel zu bekommen. Ungluecklicherweise kam der Kollege mit dem magischen Stempel erst um 11:15 zur Arbeit. Leider konnten die 4 Kollegen deshalb nichts arbeiten. Aber keine Sorge sie hatten einen riesen Spass. Glueck fuer sie, Pech fuer uns, aber um 11:16 war die Registrierung erledigt.

Sonntag:
Enttauescht zweimal den Zug genommen zu haben, planten wir unsere naechsten Tage:

- Auspannen am Sonntag

- Beantragen des 5-Tage-Transitvisum fuer Aserbaijan und dann auf zu einem  7day-Aktau-Desert-Circle (7-A-D-C) um Aktau soll es sehr schoene Plaetze geben.

Montag:
Wir beantragen das Visum auf dem Aserbaijanischen Konsulat und bekommen die Antwort, dass es 3-5 Arbeitstage dauert. Wir kaufen das Essen fuer unseren 7-A-D-C und Anna pumpt noch einmal ihr Vorderrad auf. Beim letzten Hub startet ein lautes Zischen und wir wissen beide, dass dies nichts Gutes Bedeutet. Beim genaueren Betrachten sehen wir, dass wieder ein Ventil ausgebrochen ist. Somit haben wir 4 Laufraeder und nur 3 Schlaeuche … wir schaffen es noch die 6km zurueck ins Hotel. Es nannte sich zwar Hotel und fuer 10$/Person erwartet man schon etwas besseres als eine Tropfsteinhoehle, aber alles andere in Aktau war 3-4 mal so teuer. Ich bin dann gleich zum Basar gesaust um nach Ersatzteilen zu schauen. Nachdem ich auf den Basaren in Kungrad und Beyneu nur Schrott oder gar nichts gefunden hatte, fand ich hier Schrott mit einem Autoventil (28″ 622/40 Made in USSR). Also wurde auch gleich eine Rundfeile dazu gekauft.

Dienstag:
Ich feile das Ventilloch in meiner Felge von 6mm Durchmesser auf 8mm auf. Und man glaubt es kaum der Reifen Made in USSr passt in mein Vorderrad. Man koennte das Vorderrad aber nur als lauffaehig bezeichnen. Mit dem brauchen wir nicht auf unseren  7-A-D-C zu starten, wir wollen immerhin aus der Wueste zurueck kommen.

in der Werkstatt

in der Werkstatt

Mittwoch:
Visa ist nicht fertig … aber wir sind 4 die aufs Visa warten und noch eine Zimmernachbarin wartet auf das Schiff nach Baku.

Donnerstag:
Visa ist nicht fertig

Freitag:
Visa ist fertig und beim Warten auf die Aushaendigung erhalten wir einen Anruf, dass heute Nacht ein Schiff nach Baku auslaeuft.  Wow … jetzt geht es schnell. Waehrend Anna unsere Tickets im Hafen kauft und ich draussen warte, laesst der neue USSR Schlauch alle Luft ab. Naja immerhin hat er fuer 20 km ohne Gepaeck und 7km mit Gepaeck hat gehalten. Es war doch gut nicht in die Wueste gefahren zu sein… Zum Glueck hatte ich gleich 2 dieser Wunderschlaeuche gekauft. Also alter Schlauch raus und Neuer rein. Jetzt musste ich nur noch von 14:00 bis 21:00 (Boardingtime) warten.

Samstag:
Naja mit 21:00 wars nicht ganz getan! Um 04:30 konnten wir unsere Zollabwicklung beenden und lagen um 05:30 in unserer Kabine. Super entspannter Tag am Boot.

Tee an Deck

Tee an Deck

Sonntag:
Um 07:30 sind wir im Hafen von Baku. Juhuu! Auf dem Weg zum Hostel quittiert der zweite USSR-Schlauch seinen Dienst (immerhin 4km mit Gepaeck hat er geschafft). Tag 1 unseres 5 Tage-Transit-Visas und alle Geschaefte sind geschlossen.

Montag:
Ich besuche die einzigen 2 Fahrradlaeden in der Stadt. Ich finde nicht die Passenden aber immerhin 2 qualitativ hochwaertigere Schlaeuche (28″ 622/1 1/2). Tag 2 unseres 5 Tage Transi Visas ist vorrueber und wir haben immerhin schon 4 km ins Hostel geschafft und nur noch 460km vor uns. Wir haben viele Optionen geprueft und mit unserem geschwaechten Vertrauen in unsere Schlaeuche entscheiden wir uns den Zug bis 200km vor die Grenze zu nehmen.

Dienstag:
Wir finden heraus der Zug nimmt keine Fahrraeder mit, wir muessen den Bus nehmen. Nachdem wir dies fuer den naechsten Tag organisiert haben, starten wir mit Rebecca auf eine kurze Taxitour zu Matschvulkanen und Hoehlenmeiseleien aus der Bronzezeit. Nach der Entscheidung fuer den Bus fuehlen wir uns schon wie richtige Rucksackreisende (Backpacker) und zusammen mit Rebecca kreieren wir den Ausdruck Pedal-Packing.

Mittwoch:
Mit dem Bus geht alles klar. Niemand will noch mal extra Geld mit den Raedern machen. Liegt vielleicht daran, dass wir mit einem georgischen Busunternehmen reisen. Um 17:30 am Tag 4 unseres Transitvisas passieren wir die Grenze nach Georgien. Endlich keine Visa und Registrierungsprobleme mehr bis nach Hause!!!

Wie es mit unseren Reifen weiter ging erfahrt ihr im naechsten Bericht nur schon mal so viel: Jetzt ist alles in Butter und wir duerfen noch 350Tage legal in Georgien bleiben.

Es ist nicht so, dass wir eine schlechte Zeit gehabt haetten, aber es fuehlt sich doch gut an wieder auf den Raedern zu sitzen.

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